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Paulus-Geschichte

Geschichte der Leipziger Universitätssängerschaft zu St. Pauli in Mainz

Die Leipziger Universitätssängerschaft zu St. Pauli in Mainz ist eine studentische Verbindung, die den Chorgesang, insbesondere den gemischten Chor, pflegt. Der Name der Verbindung weist auf ihren Ursprungsort Leipzig hin.

Am 4. Juli 1822 ist der Paulus, wie manche die Verbindung nennen, als Sängerverein zu St. Pauli mit 16 Mitgliedern in Leipzig gegründet worden. Der Hauptzweck des Vereins war nach den Statuten: „den Kirchengesang zu leiten und durch Aufführung guter kirchlichen Gesangsstücke ohne alle weitere Instrumentalbegleitung – die Orgel ausgenommen – das Gemüt zu religiöser Andacht zu stimmen.“ Gemäß dieser Bestimmung haben die Pauliner den Gesang in der Universitätskirche sehr eifrig gepflegt.

Daraus ergab sich zwischen dem Paulus und der Universität eine enge Verbindung, die sich anfangs nur auf den Gesang in der Paulinerkirche bezog. Ab 1836 wurde dem Paulus auch der Gesang bei Feiern der Universität, insbesondere beim Rektoratswechsel übertragen.

Der Paulus wird eine Korporation

Die Pauliner durften keiner anderen musikalischen Vereinigung angehören, während ihnen die Zugehörigkeit zu einer studentischen Korporation freigestellt war. Bald gab es Bestrebungen, auch nach außen hin als eigene Korporation aufzutreten. So wurde am 29. November 1893 nach heftigen Debatten die Couleur „Hellblau-Weiß-Dunkelblau“ in der uns heute bekannten Form beschlossen, die seit 1900 auch an der Mütze getragen wird. Damit war der Paulus vom Verein zur Korporation geworden.

Von 1840 an stellten die Mitglieder der Universitätssängerschaft zu St. Pauli kontinuierlich erhebliche Anteile der Männerstimmen des Gewandhauschors in Leipzig.  Gewandhauskapellmeister war damals Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Unter der Direktion von Hermann Langer, der den Verein von 1843 bis 1887 leitete, stieg die Mitgliederzahl und auch gesanglich nahm der Verein unter Langers Leitung eine ungeahnte positive Entwicklung, sodass er zu einem der angesehensten Männergesangvereine Deutschlands wurde.

Erwähnenswert ist auch, dass die Pauliner von 1877 bis 1940 jedes Jahr eine Operette aufführten. Diese waren in Leipzig ein gesellschaftliches Ereignis zogen bis zu 1000 Zuschauer pro Vorstellung an. Die Operetten waren eine Art Kabarett, in dem gesellschaftliche und politische Ereignisse karikiert wurden.

In Leipzig hatte die Verbindung zwei verschiedene Verbindungshäuser, die heute noch erhalten sind, aber dem Paulus nicht mehr gehören. An einem ist heute noch das Wappen der Verbindung zu sehen.

Die Sängerschaft findet in Mainz-Gonsenheim ein neues Zuhause

Nach dem zweiten Weltkrieg kamen die Alten Herren des Verbandes der Alten Pauliner aufgrund des Verbots der traditionellen Korporationen im Westen wieder zusammen und überlegten, wo man die Verbindung neu gründen könnte. In Mainz gab es bisher keine Sängerschaft und so wurde beschlossen, 1953 in Mainz eine Aktivitas „aufzumachen“. Um auf die Tradition mit Leipzig hinzuweisen, wurde der Name gewählt. In Mainz konnte der Paulus mit der Universität aber keine so enge Verbindung herstellen wie in Leipzig. Die Verbindung gliedert sich in Aktivitas und Altherrenverband und fördert dadurch die lebenslange Freundschaft der Mitglieder.

Mit dem Verkaufserlös eines geerbten Hauses konnte man ein Grundstück in Mainz-Gonsenheim mit einem renovierungsbedürftigen Haus erwerben. Dieses Haus wurde dann der Mittelpunkt der Verbindung und bot nach einem Erweiterungsbau gute Möglichkeiten für das gesellige Beisammensein und die Chorarbeit.

Um die Chorarbeit vielseitiger zu gestalten, wurde der Männerchor 1967 zu einem gemischten Chor. Dies führte dazu, dass sich die Chordamen bald wie eine eigene Gruppe empfanden und eigene Sprecherinnen wählten. Darüber hinaus wurde von ehemaligen Chordamen der „Freundeskreis Pauliner Chordamen“ gegründet, sodass auch generationenübergreifend eine Verbindung zwischen den Chordamen besteht.

Am 4. Juli 2022 feierte der Paulus sein 200-jähriges Stiftungsfest und weihte an diesem Fest auch das 2021 auf einem Teil des alten Grundstücks neu errichtete Paulinerhaus offiziell ein.